Die Journale von Borneo: 

Ein zeitgenössischer Roman um eine Liebe mit Widerhall


Sarawak, Borneo, 2002:   «Wie sie da oben sass, auf dem Dach des Schnellboots, das übers lehmgelbe Wasser preschte, ihr nackenlanges Schwarzhaar vom Fahrtwind gekämmt, an den Kopf geplättet, Kontur des Kiefers scharf abgezeichnet, milder Schatten auf ihrer Wange im dunstigen Licht: sie glich einer Galionsfigur, in die Luft geschnitzt, aus kühnem und frei gewachsenem Holz, prekär ausgesetzt dem dräuenden Unbekannten dort vorne, hinter den Biegungen des Flusses Rajang.»


So beginnt die Suche nach den Journalen, die Zoë Krull im Urwald von Borneo zurücklassen musste, als sie politisch verfolgt wurde. Für ihren Begleiter geht es um mehr: Lukas Imholz war ein halbes Leben lang hingerissen von dieser Frau, hat vergeblich um sie geworben. Nun kann er sich bewähren. Aber dann drohen die wertvollen Aufzeichnungen einem Pharmakonzern in die Hände zu fallem. Welche Rolle spielt denn die vom Ost-West-Konflikt gejagte Katka? Ist sie etwa die Strippenzieherin? Die Reportagen, die Lukas in seinen jungen Jahren schrieb, hielt sie für Geflunker, und nun zahlt sie ihm einiges heim.

Wer weiter liest, lässt sich ein auf eine Dschungelfahrt durch Liebesverrat und ungeheure Anstrengungen, die ungezähmte Natur zu bewahren. Im Nebel der tropischen Insel lösen sich manche Gewissheiten auf, so auch die der Geschlechter und ihrer belasteten Beziehungen. Für den Erzähler Lukas Imholz ist die lange Heimreise per Bahn und Bus von Singapur nach Zürich ein Abzählreim zwischen Zufall und Fügung. Und zu Hause warten seine fünfjährige Tochter und seine Frau:  «Ich werde die S12 nehmen, werde voraus telefonieren, sie mögen mich abholen, ich werde müde sein.»